Himmelhochjauchzendhellblau (German Edition) by Ulrike Busch

Himmelhochjauchzendhellblau (German Edition) by Ulrike Busch

Autor:Ulrike Busch [Busch, Ulrike]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-10T04:00:00+00:00


Kapitel 16

Am Vormittag des vierundzwanzigsten Dezember, gleich nach dem Frühstück, war Bernhard mit Alfreds Wagen zu seinem Vater gefahren. Sie hatten einen Spaziergang durch die klare Winterluft unternommen. In der Nacht waren einige Zentimeter Neuschnee gefallen, und seither war niemand über die Feldwege gegangen. Die beiden Männer freuten sich über die unberührte weißglitzernde Decke wie kleine Jungs, die zum ersten Mal in ihrem Leben durch Schnee tollen.

Als sie zurückkehrten, öffnete Schorschi den Briefkasten. Zwei Anschreiben lagen darin. Und noch etwas: Ein flaches längliches, nicht frankiertes Päckchen. Es war kein Absender angegeben.

„Du hast ein Weihnachtspäckchen bekommen?“, fragte Bernhard. Es hatte eher eine Feststellung sein sollen als eine Frage. Er wollte nicht neugierig wirken.

„Offensichtlich“, murmelte Schorschi, den eine Ahnung und eine Portion Unbehagen beschlichen. Wieder ein Lebenszeichen von Unbekannt.

Im Apartment angekommen, zog Schorschi bedächtig seine Schuhe und seinen Mantel aus. Er stellte die Schuhe umständlich beiseite und hängte den Mantel betont langsam am Garderobenhaken auf. Dann griff er unwillig nach dem Päckchen, das er auf der Handschuhablage deponiert hatte. Er ging in den Wohnraum, legte es auf den Tisch am Fenster und betrachtete es, die Hände in die Hüften gestemmt.

„Willst du nicht wissen, was drin ist?“, fragte Bernhard.

„Interessiert es dich so sehr?“, fragte Schorschi zurück.

Er nahm eine Schere aus dem Sekretär und öffnete das Päckchen vorsichtig, als fürchte er sich vor dem Inhalt. Zum Vorschein kam eine Schachtel, die in rotes Seidenpapier eingewickelt war. Schorschi löste die weiße Samtschleife, die das Papier zusammenhielt, und nahm den Deckel ab. Er zog einen kostbaren Füllfederhalter mit vergoldeter Feder hervor.

Stumm drehte er sich zu seinem Sohn um, der am Gesicht seines Vaters erkannte, dass es sich bei diesem Weihnachtspräsent um ein kleines Mysterium handelte.

„Wer macht dir ein so teures Geschenk?“

„Ich weiß es nicht.“

Im selben Moment klingelte das Telefon. Das Display kündigte einen Anruf von Unbekannt an. Schorschi staunte über den Zeitpunkt dieses Anrufs.

„Scholz“, meldete er sich. Seine Stimme klang belegt.

Als sich am anderen Ende niemand meldete, legte er schnell wieder auf. Dann sprudelte es aus ihm heraus. Diese Anrufe bekäme er seit einiger Zeit, erzählte er seinem Jüngsten. Und dieser Füllfederhalter sei nun das dritte Geschenk, das ihm anonym zugespielt wurde. Zuerst, kurz nach seinem Einzug, habe er eine Rose mit großen dunkelroten, samtigen Blättern in seinem Briefkasten vorgefunden. Später habe eine Flasche Champagner vor seiner Apartmenttür gestanden, an der ein Brief mit einem Gruß hing, der aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten und auf einen Bogen Papier geklebt worden war. Und nun das hier.

Schorschi atmete schwer. Bernhard sah seinen Vater besorgt an.

„Hast du einen Verdacht? Irgendeine Ahnung, wer dahintersteckt“, fragte er.

„Keinen blassen Schimmer.“

„Wir müssen etwas unternehmen. Am besten, wir gehen zur Polizei.“

„Wegen so etwas können wir doch nicht die Polizei einschalten“, meinte Schorschi. „Ich werde ja nicht bedroht.“

„Aber normal ist das nicht. Wir sollten der Sache nachgehen. Uns zumindest einmal beraten lassen, wie man sich in solch einer Situation am besten verhält.“

Schorschi willigte nach kurzer Überlegung wortlos ein. Sie beschlossen, nachher auf dem Weg zu Alfred und Birgit kurz bei der Polizeiwache von Grotenbeek vorbeizufahren.

Schorschi packte seine Reisetasche.



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